Wir vom Projekt „Aktiv für Flüchtlinge“ und unser Team vom AK Asyl – Flüchtlingsrat Rheinland-Pfalz e.V. freuen uns immer über Einladungen aus dem Land, wo wir in Austausch mit Kolleg*innen und Ehrenamtlichen treten können. Eine besondere Gelegenheit für uns war eine Einladung der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen im Rahmen der Projekttage zum Thema „Wie ergeht es Flüchtlingen in Deutschland?“
Pierrette Onangolo vom Flüchtlingsrat und Okka Senst von Projekt „Aktiv für Flüchtlinge“ nahmen diese Einladung von Jürgen Maximini, Dozent im Studiengebiet Recht der sozialen Sicherung, gerne an. Es bot sich an diesem Tag die Gelegenheit jungen Studierenden einen Einblick in dieses wichtige Themengebiet zu geben. Schon während ihres Studiums sind die jungen Menschen in den Verwaltungen in den Kommunen, hatten aber bisher wenig Berührung mit den Besonderheiten und Fragestellungen von Asylbewerbern und Flüchtlingen nach dem Asylverfahren.
Der Beitrag von Pierrette Onangolo war zunächst ein kurzer Abriss des Asylverfahrens, der den Beitrag eines Mitarbeiters des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), den die Studierenden morgens gehört hatten, gut ergänzte. Nach der verfahrensrechtlichen Information galt ihr Schwerpunkt dann der psychosozialen Belastungssituation der Betroffenen, die in den kommunalen Behörden vielfältige Termine wahrnehmen müssen und auch Hilfe suchen. In der Regel traumatisiert im Heimatland und auf der Flucht wird die Situation nach Ankunft in Deutschland in der Regel wieder von belastenden Faktoren bestimmt, die den Mitarbeitern in den Verwaltungen bewusst sein sollten. Von den Vorbelastungen verunsichert, destabilisiert die unsichere Aufenthaltssituation die Menschen weiter. Die Hoffnung nach Jahren der Flucht zur Ruhe zu kommen, erfüllt sich oft nicht oder oft sehr spät. Ein sensibler Umgang ist da auch von den Mitarbeitern der Behörden erforderlich. Manchmal sind es scheinbar selbstverständliche Dinge, die in der Praxis missachtet werden. Ein Kind lernt schneller Deutsch als seine Eltern, da es durch die Schulpflicht zeitnah Zugang zur deutschen Sprache erhält und schneller lernt. So werden Kinder oft in Behörden zum Übersetzer für ihre Eltern „missbraucht“. Sie hören so Dinge, die Kinder nicht hören sollten, übernehmen Verantwortung in Situationen, die man anderen Kindern nicht zumuten würde und werden so zusätzlich belastet und traumatisiert.
Okka Senst ist im Flüchtlingsrat für das Projekt „Aktiv für Flüchtlinge RLP“ verantwortlich und begleitet und unterstützt dabei Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit. Sie nutzte die Gelegenheit aufzuzeigen, welche Behörden regelmäßig Berührung mit Menschen mit Fluchtgeschichte haben. Nicht nur die Ausländerbehörde, auch das Sozialamt, das Jugendamt, das Gesundheitsamt und andere Behörden haben Aufgabengebiete, die Kontakte mit Flüchtlingen und auch mit den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit beinhalten. Die Zusammenarbeit von Hauptamtlichen aus der Verwaltung (und aus anderen Berufsgruppen) mit Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingsarbeit ist nicht immer leicht. „Es ist eine tolle Gelegenheit für uns, heute hier in Mayen mit zukünftigen hauptamtlichen Mitarbeitern der Verwaltungen über das Thema sprechen zu dürfen. Einerseits ist die Arbeit der Freiwilligen für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Integrationsarbeit unerlässlich, andererseits bietet die Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen auch oft viel Konfliktpotential“. In ihrem Vortrag stellte sie eine neue Studie, die auf der Seite des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge unter dem Titel Kooperation von Haupt-und Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Geflüchteten“ veröffentlicht wurde, vor. Angekündigt wird dieser interessante Bericht mit der Aufforderung „Behörden müssen sich für das Ehrenamt öffnen“. Hier wird formuliert: „Die Aufgabe ist also, die Bereiche in Behörden, in denen die Kooperation mit Ehrenamtlichen noch nicht so gut funktioniert, kontinuierlich zu verringern.“
Okka Senst beschrieb, dass die Zusammenarbeit dieser beiden Gruppen ein wichtiger Schwerpunkt in ihrer Arbeit ist und man besonders interessiert daran ist, da unterstützend zu wirken. Nach beiden Beiträgen gab es guten informellen Austausch und interessierte Fragen, so dass sowohl Studierende als auch Referentinnen diesen Tag sehr gelungen fanden.