Ehrenamtliche befürchten fehlende Konzepte und Ideen auf kommunaler Ebene für die zukünftige Arbeit.
Die Arbeit der Freiwilligen in der Integrationsarbeit hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Durch die Pandemie und die Notwendigkeit des Selbstschutzes ist den oftmals älteren Ehrenamtlichen keine direkte Unterstützung geflüchteter Menschen mehr möglich.
Begegnungsorte sind geschlossen worden und haben teilweise noch nicht wieder geöffnet. Der Austausch mit anderen Engagierten ist weitgehend zum Erliegen gekommen. An einigen Orten hat man durch digitale Kommunikation den direkten Kontakt teilweise ersetzen können, aber das stellt sich für viele Beteiligte nicht so einfach dar.
Viele Themen wurden beim ersten Online Stammtisch des landesweiten Projekts „Aktiv für Flüchtlinge RLP“ am 12.8. in lockerer Runde diskutiert. Macht Corona im Moment reale Treffen zu einer Herausforderung, hätte ein Gewitter dann den digitalen Stammtisch per Videokonferenz fast gefährdet und verwehrte leider einigen Angemeldeten den Zugang. Trotz dieser wettertechnischen Ausfälle war dieser Abend ein positives Erlebnis für die noch 15 Teilnehmer_innen aus verschiedenen Orten in RLP, die sich zuschalten konnten. „In normalen Zeiten können wir landesweit den Initiativen Unterstützung vor Ort, sowie Vernetzungs- und Fortbildungsveranstaltungen anbieten, dieses Jahr ergänzen wir das durch diverse Online-Angebote“ beschreibt Projektmitarbeiterin Annika Kristeit. Die Teilnehmer_innen, die wie bei einem richtigen Stammtisch zumeist ein nettes Getränk konsumierten, während sie online waren, zeigten sich begeistert davon, dass sie, ohne sich ins Auto oder die Bahn setzen zu müssen, an diesem Austausch teilnehmen konnten. Andrea Scheuermann aus Freinsheim sagte “ Bisher hatte ich nie die Möglichkeit, an Euren Veranstaltungen teilzunehmen, bei so einem digitalen Stammtisch bin ich aber gerne dabei.“
Insgesamt kam immer wieder zur Sprache, dass durch die derzeit fehlende Netzwerkarbeit der ohnehin oft belastete Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen nun fast zum Erliegen gekommen ist. Auf kommunaler Ebene könnte man oft keine Ansätze erkennen, Strategien für die Integrationsarbeit unter vermutlich noch lange nicht „normalen“ Verhältnissen zu entwickeln. Diese Erkenntnisse decken sich auch mit Ergebnissen einer Online Umfrage von Aktiv für Flüchtlinge RLP die gerade beendet wurde und an der 77 Ehrenamtliche teilgenommen hatten. Die Befürchtung, dass man sich nun dieses „unliebsamen Themas“ entledigen wolle, kam auch zur Sprache, dabei sei die Situation Geflüchteter, die noch nicht so lange hier in Rheinland-Pfalz sind, zur Zeit schwierig, da sie kein Unterstützernetzwerk mehr haben. Auch hauptamtliche Stellen waren lange Zeit weniger präsent. Gerade für geflüchtete Kinder und Jugendliche sind die räumlichen und technischen Möglichkeiten für ein Lernen zuhause sehr schwierig, in Flüchtlingsunterkünften gibt es oft kein Internet, keine Laptops, es gibt oft nur gemeinsame Schlafräume und keine Kinderzimmer. So sahen die Teilnehmer dieses Stammtisches die Bildungs- und Integrationschancen in diesen Zeiten durchaus gefährdet und appellieren daran, auf kommunaler Ebene dieses Thema wieder mehr in den Fokus zu rücken.
Der nächste Online- Stammtisch ist schon für den 15. September geplant, der Schwerpunkt der Gespräche soll dann die Unterbringungssituation geflüchteter Menschen sein. Wieder ein Thema, welches den Freiwilligen Unterstützern durchaus Bauchschmerzen macht und wo man voneinander lernen kann.
Pressekontakt:
Aktiv für Flüchtlinge RLP
Annika Kristeit
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