Bewohner*innen und Ehrenamtliche bemängeln Missstände in der Unterbringung von Flüchtlingen.

Mangelnde Möglichkeiten zur Hygiene, zu wenig Platz, Ungeziefer – Die Probleme bei der Unterbringung von Geflüchteten in Rheinland-Pfalz sind nicht neu.

Durch den Ausbruch des Coronavirus werden diese Probleme jetzt noch verschärft.

Es gibt beispielsweise kein Screeningverfahren, um besonders gefährdete und verwundbare Personen oder andere Risikogruppen zu erkennen. „Jetzt in der Coronazeit kann das lebensgefährlich sein“, so Noah Müller von Aktiv für Flüchtlinge RLP. „Durch diesen Stammtisch wollen wir von den einzelnen Standorten eine vertiefte Rückmeldung bekommen zu diesem Thema. Dank der Berichte von Personen, die selber in den Unterkünften leben oder durch Personen, die durch regelmäßige Besuche, die Zustände vor Ort gut kennen, haben wir nun ein Bild, wie die Lage vor Ort eingeschätzt wird.“

Engagierte aus über 15 verschiedenen Initiativen in ganz Rheinland-Pfalz, sowie Geflüchtete folgten der Einladung der landesweiten Beratungsstelle für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit zum Austausch. „Das Thema Unterbringung ist ein Dauerbrenner. Das liegt daran, dass hier unheimlich viele verschiedene Problematiken zusammenkommen“ so Annika Kristeit, die den Stammtisch moderierte. „Auf dem sowieso schon angespannten Wohnungsmarkt zum Beispiel, ist es für Geflüchtete noch schwieriger, passenden Wohnraum zu finden.“ 

„Ein Problem, das überall präsent ist, ist der Mangel an bezahlbaren Wohnungen und die fehlende Unterstützung von Geflüchteten bei der Wohnungssuche durch die Behörden“ berichtet Angelika Wahl vom Helferkreis Asyl in Worms „Der Wohnungsmarkt ist so katastrophal eng, dass Flüchtlinge einfach keine Chance haben und darum teilweise jahrelang noch in den Gemeinschaftsunterkünften auf engstem Raum leben werden, das ist auch für die Integration ein Hemmschuh.“

Zwei Lösungsansätze kamen an dem Abend bereits zu Sprache. So erklärte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen Manfred Scherer: „Um den Wohnungsmarkt in unserer Verbandsgemeinde zu entspannen und mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wollen wir eine Wohnungsbaugesellschaft der Verbandsgemeinde gründen.“ In Bad Kreuznach versucht man hingegen, dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum durch ein breites Bündnis zu begegnen. Susanne Syren von Aktiv für Flüchtlinge Bad Kreuznach berichtet dazu: „Mit dem Bündnis für Wohnen wollen wir gemeinsam mit anderen Organisationen das Problem sichtbar machen und das Gegeneinander-Ausspielen verschiedener betroffener Bevölkerungsgruppen verhindern.“

Der Abend zeigte anhand von teilweise drastischen Beispielen, dass der Unmut über die derzeitige Situation sehr groß ist und dass die einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich mit dem Thema Unterbringung umgehen. In verschiedenen Fällen muss vor Ort dringend nachgebessert werden. Das Team von Aktiv für Flüchtlinge RLP will auch gerne zusammen mit dem AK Asyl Flüchtlingsrat RLP e.V., unter dessen Dach das Projekt zuhause ist, Unterstützung geben. Der Stammtisch hat dafür einige Problemstellungen aufgezeigt. Aber nach dem Abend ist man sich wieder einig, dass sich so ein Onlinestammtisch als eine Plattform bewährt hat, welche zum Austausch anregt und gut angenommen wird. Inhalte werden auch in der Zukunft wieder sein: Dranbleiben, sich austauschen und Mut zusprechen. Darum wird es auch beim nächsten virtuellen Stammtisch am 20. Oktober gehen.

Pressekontakt:

Aktiv für Flüchtlinge RLP
Annika Kristeit
Tel. 06131 / 4924736
E-Mail: ehrenamt@asyl-rlp.org

Pressemitteilung als PDF

16.09.2020: Pressemitteilung: Virtueller Stammtisch von „Aktiv für Flüchtlinge RLP“ thematisiert Probleme in den Unterkünften für Geflüchtete