Wie nehmen Kinder und Jugendliche eigentlich die Themen Flucht und Migration in ihrem Alltag war? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Studie „Flucht als Krise?“ des Projekts MeKriF, die im Juni 2021 veröffentlicht wurde. Teil der Studie sind eine Befragung 10- bis 16-jähriger Kinder und Jugendlicher sowie eine Medienanalyse der Berichterstattung über Flucht und Migration in Deutschland. Deutlich ergeben sich für uns daraus auch Aufgaben für die Zivilgesellschaft und Potenziale ehrenamtlichen Engagements in der Integrationsarbeit. Vor allem in Bezug darauf, wie ein differenziertes und transparentes Bild von Geflüchteten in unserer Einwanderungsgesellschaft gezeichnet werden kann.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die befragten Kinder und Jugendlichen die Themen Flucht und Migration meist nur über Medien wahrnehmen. Thematisierungen in Schule, der eigenen Familie, anderen gesellschaftlichen Kontexten und der direkte Kontakt zu Geflüchteten sind für junge Menschen nachrangig, spielen so gut wie keine Rolle bei der Aneignung dieser Thematiken. So stimmen die benannten Themenbereiche der befragten auch größtenteils mit der jeweiligen medialen Berichterstattung über ein. Es wird hierbei vor allem über die humanitäre Notlage sowie über die drohende Gefährdung der inneren Sicherheit durch Geflüchtete gesprochen. Berührungspunkte zu Themen wie Diskriminierung und Rassismus haben Kinder und Jugendlichen auch im nichtmedialen Umfeld und über verschiedene Social-Media-Kanäle.

Interessant ist auch die Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche als mediale Rezipient:innen teils hohe Ansprüche an die jeweilige Berichterstattung stellen. Sie erwarten eine wahrheitsgemäße und glaubwürdige Darstellung der Themen: Keine Pauschalisierungen und reinen Skandalisierungen.

Aus der Medienanalyse der Forschenden ergibt sich in diesem Kontext anschließend, dass medial vor allem negativ und inkonsistent über Geflüchtete berichtete wird. So werden besonders männliche Geflüchtete in den Fokus gerückt und meist wird nur bei bestimmten Ereignissen in einem nationalen Kontext über „Integrationsmisserfolge“ informiert. Hinzukommt, dass sich die Berichterstattung für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche voneinander unterscheidet: Für Erwachsene sind die Angebote dabei noch einmal polarisierender geschrieben oder gefilmt.

Für unsere Zivilgesellschaft, insbesondere für das ehrenamtliche Engagement in der Integrationsarbeit ergibt sich daraus dringender Handlungsbedarf: Aber was können wir tun?

Zum einen gibt es bereits einen thematischen Methodenkoffer für die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, der auf die Ergebnisse der Studie zugeschnitten ist. Falls ihr in der Kinder- und Jugendarbeit tätig seid, legen wir euch diesen sehr ans Herz. Zum anderen bedeuten die Erkenntnisse auch, dass die Themen Flucht und Migration stärker in die Öffentlichkeit der Kinder und Jugendlichen gebracht werden müssen. Auch die Arbeit von Vereinen und Initiativen in der Integrationsarbeit kann hier vielfach wirksam werden. Vor allem in Kooperation mit der Kinder- und Jugendarbeit vor Ort: Gemeinsame Projekte, Ausstellungen, Musikaktionen und vieles mehr. Geflüchtete müssen selbst zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen berichten. Für solche und auch andere Vorhaben findet ihr auf unserer Homepage jede Menge aktuelle Fördermöglichkeiten.

Letztlich geht es darum, dass wir als Zivilgesellschaft lernen, einen kritischen und differenzierten Gegenpol zu oberflächlicher medialer Berichterstattung zu schaffen. Einen genaueren Blick in die Studie empfehlen wir euch daher sehr.

Flucht als Krise? Eine Studie zur Wahrnehmung von Flucht, Migration und Integration bei Kindern und Jugendlichen