Tausende Menschen in Rheinland-Pfalz helfen und unterstützen die Menschen, die nun aus der Ukraine fliehen und tragen wesentlich dazu bei, dass es wieder eine „Willkommenskultur“ gibt.
„Haben sich unsere Aufnahmestrukturen so verstetigt, dass wir nun ohne eine erneute Überbeanspruchung des ehrenamtlichen Engagements arbeiten können?“ Diese Frage stellt sich Antoinette Malkewitz, die kürzlich die Projektleitung bei civi kune RLP übernommen hat.
Unter dem Namen Aktiv für Flüchtlinge RLP wurde die landesweite Koordinierungsstelle der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit vom Integrationsministerium gefördert, seit 2021 gibt es zwei volle Stellen, die sich 4 Mitarbeiter:innen untereinander aufteilen. Okka Senst, die in den letzten Jahren die Projektleitung innehatte und nun das umbenannte Projekt noch in die Zukunft mitbegleitet, ist unsicher: „Gesellschaft und Politik neigen nach unserer Beobachtung dazu, zu verdrängen, dass es immer wieder Fluchtbewegungen gibt und beachten das Thema leider oft nur situativ. Wir versuchen mit unserer Lobbyarbeit für die solidarische Flüchtlingsunterstützung deutlich zu machen, dass Integrationsarbeit zu einer kommunalen Pflichtaufgabe werden muss und dafür dauerhaft zweckgebundene Gelder zur Verfügung gestellt werden müssen. Nur so können wir Aufnahmestrukturen verstetigen, die nicht überfordern.“
Das Team von civi kune RLP stellt in diesen Tagen fest, dass es in vielen Kommunen keine Anlaufstellen mehr für die freiwilligen Unterstützer:innen gibt. Viele Anfragen und Hilfsangebote, die seit kurzem wieder in der Geschäftsstelle des Flüchtlingsrats eingehen, werden von dem Team derzeit bearbeitet: „Wir versuchen an lokale Initiativen oder im Idealfall an hauptamtliche Koordinator:innen vor Ort weiter zu verweisen, aber vielfach gibt es diese Ansprechpartner:innen gar nicht mehr. Nach 2015 wurden dafür Stellen geschaffen, die aber in den letzten Jahren nicht mehr gefördert wurden. Dabei war und ist das dauerhafte Engagement der Zivilgesellschaft ein wichtiger Garant für das Gelingen der Integrationsarbeit. Die Krisenherde und die politische Verfolgung in der Welt kommen nicht zur Ruhe und treiben weiterhin Menschen aus vielen anderen Ländern täglich in die Flucht, so ist Flüchtlingsaufnahme eine Daueraufgabe und Integration sollte ein dauerhaftes Querschnittthema für alle Bereiche sein.“
Gwendolyn Albrecht-Fuseini, Projektreferentin im Team, hofft, dass die nun wieder aufkommenden breite Hilfsbereitschaft dauerhaft allen geflüchteten Menschen, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe, gewährt wird. „Es darf keine Zweiklassengesellschaft geben, generell nicht und auch nicht unter geflüchteten Menschen. Ein Beispiel kann dabei sein, dass Unterkünfte, die als nicht zumutbar für Menschen aus der Ukraine angesehen werden, auch anderen Geflüchteten nicht zuzumuten sind. Wir brauchen also gleichwertige Unterstützung für alle Flüchtlinge. Vielleicht wird durch diese neue Fluchtbewegung den Bürger:innen bewusst: Flucht kann jeden treffen und niemand verlässt seine Heimat freiwillig.“
Die Aufgaben in den kommenden Monaten sind wieder eine Herausforderung. Neben der Unterstützung des neuen freiwilligen Engagements im Land wird es auch die Devise sein: Das Eine tun und das Andere nicht lassen, also den neuankommenden Menschen und den schon hier in Deutschland aufgenommenen Geflüchteten, die deutliche schwierigere Rahmenbedingungen haben, weiterhin helfen und es als Daueraufgabe Flüchtlingsaufnahme und Unterstützung nachhaltig zu organisieren.
Für die Veröffentlichung von Hilfsangeboten und Anfragen können die jeweiligen Ansprechpartner:innen ihre Kontaktdaten mit den Informationen an ehrenamt@fluechtlingsrat-rlp senden und einer Weiterleitung an lokalen Initiativen oder einer Veröffentlichung auf der im Aufbau befindlichen Internetseite www.civi-kune-rlp.de/adressen/ zustimmen.