09.08.2023: Zu Besuch bei … Förderverein Flüchtlingshilfe Andernach e.V.

Bei regenerischem Wetter machten wir uns am Mittwochmorgen auf den Weg, um den Förderverein Flüchtlingshilfe Andernach e.V. zu besuchen. Wir wurden von vier Engagierten im Haus der Familie empfangen und hörten zunächst einen Vortrag über die Tätigkeitsfelder und „Problemzonen“ des Vereins. Anschließend hatten wir bei leckerem Kuchen und Häppchen einen lockeren Austausch, bei dem zahlreiche Themen zur Sprache kamen.


Der Förderverein Flüchtlingshilfe Andernach e.V. wurde 2015 gegründet und erlangte die Gemeinnützigkeit 2016. Der Verein hat zum Ziel, die Lebensbedingungen von Flüchtlingen zu verbessern. Das Zusammenleben und die Zusammenarbeit in der Stadt von deutschen Bürger*innen und Menschen aus anderen Herklunftsländern steht hier besonders im Fokus. Die ca. 6-9 Aktiven konzentrieren sich dabei zur Zeit vor allem auf Geduldete. Sie bieten Beratung und Hilfestellungen in allen Lebensbereichen für Geflüchtete an. Sie besuchen Sammelunterkünfte, um den Bewohner:innen dort ihre Hilfe anzubieten und setzen sich dafür ein, dass deren Wohnsituation verbessert wird. Insgesamt zählt der Verein ganze 92 Mitglieder.

Die Flüchtlingshilfe Andernach hat zahlreiche Ideen, an deren Umsetzung sie arbeiten. In Kooperation mit anderen Organisationen sollen regelmäßig Veranstaltungen geplant werden, bei denen sich verschiedene Menschen begegnen können und so das Zusammenleben fördern. Außerdem wird mit verschiedenen ansässigen Firmen ein sogenannter Integrationsfond aufgebaut, durch den der Verein einerseits finanziell unterstützt wird, andererseits bekommen Geflüchtete, die Möglichkeit, den Arbeitsalltag kennen zu lernen. Die Aktiven wünschen sich zudem ein Patenprojekt, das jedem neu angekommenen Geflüchteten einen „Lotsen/Paten“ zur Seite stellt. Zusätzlich sollte ein Büro eingerichtet werden, dass eine Integrationsberatung (d.h. Lebensberatung z.B. zu den Themen Sprachkurs, Ausbildung, Beruf) anbietet.

Bei unserem Besuch beeindruckte uns die strukturierte Arbeitsweise, das ausgeprägte Problembewusstsein, die Vielzahl der Ideen und der Tatendrang der Anwesenden. Wir als Team von civi kune erhielten außerdem ein paar Hinweise, wie unsere Arbeit noch nützlicher für die ehrenamtlich Engagierten werden kann. Wir freuen uns, den Verein in Zukunft weiter zu begleiten und an den dingenden Themen weiter zu arbeiten.

Warum engagieren Sie sich für Geflüchtete?

„Ich hatte einfach ein Zeitfenster und habe eine Unterkunft besucht. Ich war entsetzt und konnte danach nicht mehr weggucken. Außerdem weiß ich, wie man sich im Ausland als Ausländerin fühlt.“ – Jutta Reinert

„Ich war früher Soldat, auch in vielen Ländern, aus denen die Menschen flüchten. Ich habe gesehen, wie viel Unruhe Deutschland stiftet, die schließlich dazu führt, dass die Menschen aus diesen Ländern flüchten müssen. Die Verantwortung dafür möchte ich durch mein Engagement ein wenig tragen“ – Jochen Grade

„Ich arbeite gerne mit Menschen. Durch meine frühere berufliche Tätigkeit weiß ich, dass Menschen sehr unterschiedlich sind, dass man die verschiedenen Stärken und Schwächen anerkennen und verschiedene Meinungen hinnehmen muss. Man muss ihnen auf Augenhöhe begegnen. Ich möchte den ausländischen Mitbürgern dabei helfen, akzeptiert zu werden. Ich möchte sie begleiten, dass sie hier Erfolg haben und gar nicht mehr wieder nach Hause wollen.“ – Udo Fleischfresser

Was sind für Sie zurzeit die größten Herausforderungen?

Ein großes Problem für uns ist die Art der Unterbringung der Geflüchteten. Es gibt einen Fall, dass 3 Männer zusammen in einem 15m² großen Zimmer leben mussten, für das sie 720€ warm gezahlt haben. Viele Menschen leben in menschenunwürdigen Verhältnissen. Das zieht zahlreiche körperliche und psychologische Probleme nach sich. Die Menschen müssen zügig in Sprachkurse vermittelt werden. Viele, die lernen wollen, müssen sehr lange auf den Platz in einem Sprachkurs warten. Das ist sehr frustrierend.

Unserem Verein mangelt es an Nachwuchs, aktiven Mitarbeitenden und an der Möglichkeit der Supervision für Ehrenamtliche. In Andernach fehlt es an zivilgesellschaftlicher Kontrolle und es gibt keine Konsequenzen bei Fehlverhalten von Geflüchteten. Auch das Wegducken vor der AfD bereitet uns Sorgen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ganz einfach: Wir wünschen uns für Geflüchtete eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt und eine bessere Anerkennung ihrer Abschlüsse. Wir wünschen uns ein gutes Miteinander, gut funktionierende Ausländerbehörden und eine menschliche europäische Integrationspolitik!


Eure Initiative möchte sich mit uns austauschen? Meldet euch gern bei uns unter: ehrenamt@fluechtlingsrat-rlp.de

09.08.2023: Zu Besuch bei … Förderverein Flüchtlingshilfe Andernach e.V.