Der 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Weltweit wird an diesem Tag daran erinnert, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Auch in diesem Jahr fanden in Rheinland-Pfalz Aktionen dazu statt, wie z.B. in Mainz und Trier. In Mainz veranstalteten wir unter dem Motto: „Schutz für Alle – denn Mensch sein heißt menschlich sein“ wieder einen Marche des Parapluies sowie eine Kundgebung mit anschließender Live-Musik in der Nähe vom Rhein.
Auch in diesem Jahr rief ein Bündnis aus lokalen Menschenrechtsorganisationen, unter anderem der Flüchtlingsrat RLP e.V. erneut zur Teilnahme am Marche des Parapluies (Umbrella March) auf. An dem Donnerstagnachmittag versammelten sich viele Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz in Mainz, um ihre Schirme mit dem Motto „Schutz für Alle“ zu besprühen und sich für die Demonstration zu sammeln. Unsere Kollegin Lea Wisseler-Alawawadeh hielt zunächst eine Rede über den Rechtsdruck bzw. der Diskursverschiebung hier in Deutschland. „Das Recht auf Schutz gilt für alle, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildungsstatus. Auch das Recht auf Bleiben sollte stärker berücksichtigt werden. Die Regelungen sehen vor, dass Mensch, die als „gut integriert“ gelten, eine bessere Bleibeperspektive haben. Doch in der Praxis sehen wir, dass selbst darauf kein Verlass ist.“, erzählt Lea. „Die meisten Geflüchteten bemühen sich sehr, alle sogenannten Integrationsleistungen zu vollbringen, die von ihnen verlangt werden: erstmal Deutsch lernen, dann Schule oder Ausbildung oder Studium, auf jeden Fall eine Arbeit finden, dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen. (…) Wir setzen ein klares Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit mit Menschen auf der Flucht. Wir setzen uns ein FÜR eine menschliche Flüchtlingspolitik, FÜR das uneingeschränkte Recht auf Asyl, FÜR eine menschenwürdige Behandlung von Schutzsuchenden.“ Maria Pohl von den Omas gegen Rechts hielt anschließend eine Rede über das Thema: Basierend auf 75 Jahre Grundgesetz – Menschenrechte als unverzichtbare Grundlage einer humanen Asylpolitik. Am Bahnhof sammelten sich währenddessen knapp 100 Menschen, die gemeinsam die Schirme aufspannten und nur darauf warteten loszugehen.
Der Umbrella-March bewegte sich zunächst in Richtung Stadthaus, an dessen Halt der Flüchtlingsrat Mainz einen Brief an den Oberbürgermeister über die aktuelle Wohnungspolitik verfasst hatte und diesen in einer Rede den Menschen vorgetragen hatte. Hierbei ging es um den fehlenden Wohnraum in Mainz, der Geflüchtete, Obdachlose aber auch Menschen mit einem geringen Einkommen sehr belastet. Neben der Rede spielten die Veranstalter:innen für eine gute Stimmung Musik mit einer Anlage ab und setzten den March zum Ernst-Ludwig-Platz fort. Dort angekommen erwarteten uns mehrere Infotische verschiedener Organisationen, mit denen die Besucher:innen in den Austausch kamen. Wir von civi kune RLP hatten gemeinsam mit dem Flüchtlingsrat RLP, dem Projekt Bleiberecht und Perspektiven (BuP) und dem Initiativausschuss für Migrationspolitik einen Tisch vorbereitet, ebenso Fallschirmmensch e.V. und die Amnesty Mainz. Auch hier hielten einige Organisationen Reden anlässlich des Weltflüchtlingstags. Amnesty International warf ein Licht auf die Situation Schutzsuchender weltweit und einen persönlichen Erfahrungsbericht zum Leben in Deutschland nach einer Flucht. Und auch Halima, vom Somalischen Sozial- und Integrationsverein e.V. redete über ihre Flucht und ihr Leben hier in Deutschland: „Krieg ist Schicksal, das habe ich mir nicht ausgesucht. Bei mir Zuhause (Heimatland) ging es mir gut (…) Doch jetzt wo dort Krieg ist, bin ich froh geflüchtet zu sein. Ich entgehe somit Gewalt und dem Ärger der Menschen. Deswegen stehe ich jedes Jahr am Weltflüchtlingsrat hier!“, beendet Halima ihre Rede auf der Bühne. Eine große Freude war, dass wir für unsere Kundgebungen Live-Musik organisieren konnten. Hier spielte eine Stunde lang das Absinto-Orkestra. Während dem Konzert tanzten die Menschen oder schauten sich die Infotische an und unterhielten sich. Gegen 20 Uhr endete die Veranstaltung.
Während wir in Mainz gemeinsam auf die Straße gingen, gab es auch in Trier eine Kundgebung zum Weltflüchtlingstag, organisiert vom Multikulturellen Zentrum Trier. Auch hier wurden bunte Regenschirme als Zeichen des Schutzes aufgespannt.
Wir danken allen Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen für diesen eindrucksvollen Tag. Es ist toll, jedes Jahr mehr und mehr handbemalte Schirme mit Forderungen zu sehen! Wir hoffen, auch nächstes Jahr wieder mit euch gemeinsam ein starkes Zeichen für Menschenrechte setzen zu können!
Begleitet hat uns ein Kamerateam vom SWR. Ihren Beitrag dazu könnt Ihr in der ARD-Mediathek ab Minute 15:20 finden.
Hier findet ihr einige Eindrücke zum Marche des Parapluies. Diese Fotos wurden von dem Fotografen Rainald König (von Arbeit & Leben) geschossen: