Wisdom und Divine Umanah waren seit 2018 in Deutschland, haben hier die Schule besucht, und wollten im Herbst Ausbildungen in Mangelberufen anfangen. Vor zwei Wochen hatten sich die beiden an die Kreisverwaltung gewandt, um Papiere für ihre Ausbildung zu bekommen. Doch statt die zu kriegen, wurden sie festgenommen und in Handschellen in die so genannte Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA) nach Ingelheim gebracht.
Denn Wisdom und Divine Umanah sind am Freitag nach Nigeria abgeschoben worden. Das berichtet der Anwalt der beiden, Helmut Linck, dem SWR. „Ich falle vom Glauben ab, wenn das wirklich passiert!“, hatte Jochen Hiber noch Anfang der Woche gesagt. Er war zuletzt der Klassenlehrer von Wisdom und kennt ihn schon seit mehreren Jahren. Wisdom sei ein netter Typ, immer in der Schule gewesen und spreche gut Deutsch. Er habe sich sehr für seinen Schüler gefreut, als er die Ausbildungsstelle am Uniklinikum Frankfurt bekommen habe.
Der neue rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer in seiner Antrittsrede vor dem Landtag sagte: „Egal woher Du kommst, egal woher Deine Eltern kommen, egal was sie mitbringen, egal wo Du lebst, wenn Du bereit bist etwas zu tun, zu leisten, dann werden wir in unserem Bildungssystem, in unseren Bildungsangeboten überall in Rheinland-Pfalz Dich dabei begleiten“.
Der Flüchtlingsrat RLP e.V. begrüßt diesen Ansatz sehr. Ein gleichberechtigter Zugang zur Bildung ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein gelingende Integration.
Wisdom Umanah hatte schon eine Zusage vom Universitätsklinikum Frankfurt: Dort wollte der 20-Jährige ab dem kommenden Oktober eine Ausbildung zum Krankenpfleger beginnen. Gerade ist er mit der Schule fertig geworden und hat seinen Realschulabschluss geschafft. Sein ein Jahr älterer Bruder Divine hat sogar das Fachabitur in der Tasche. Er wollte eigentlich schon in den kommenden Wochen eine Ausbildungsstelle zum Technischen Zeichner antreten. Doch daraus wird nun nichts.
Die Präsidentin des Verwaltungsgerichts Mainz, Bettina Freimund-Holler, sagte dem SWR, die beiden Brüder hätten sich seit 2022 wissentlich illegal in Deutschland aufgehalten. Sie seien 2018 mit ihrer Mutter, einer Botschaftsmitarbeiterin, eingereist und hätten mit ihr zusammen in Frankfurt gelebt. Das sei juristisch zulässig gewesen. Die Mutter sei aber Ende 2021 ausgereist und die Söhne hätten dies auch tun müssen.
Nach Angaben des Anwalts versucht der rheinland-pfälzische Flüchtlingsrat zu erwirken, dass die Ausreise der beiden als freiwillige Ausreise und nicht als Abschiebung gewertet wird. Denn nach einer Abschiebung dürfen Menschen zwei Jahre lang nicht mehr nach Deutschland einreisen.
Der SWR hat berichtet: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/protest-gegen-abschiebung-von-zwei-bruedern-aus-nigeria-in-armsheim-100.html