Um Euch Ehrenamtliche in Eurer Arbeit zu unterstützen und Euch die Möglichkeit zu geben, Euch zu vernetzen, veranstalteten wir Mitte November eine Ehrenamtskonferenz mit verschiedenen Themen und Workshops gefördert durch das Integrationsministerium Rheinland-Pfalz. Im stilvollen Ambiente des Erbacher Hofs mit reichhaltiger Verpflegung konnten die Teilnehmenden von den eingeladenen Referent:innen und voneinander lernen und so gestärkt in ihr Ehrenamt zurückkehren.
Freitagmorgens, 8:30 Uhr. Langsam trudeln ehrenamtlich Engagierte und auch die Referent:innen bei Kaffee und Kuchen in den großen Raum. Heute steht viel an, viele tauschen sich noch aus und warten, bis die Veranstaltung beginnt. Nach einer kurzen Begrüßung unsererseits, heißt Antonio Baranelli (Referatsleitung 721 im Integrationsministerium RLP) die Ehrenamtlichen herzlich willkommen. In seiner Rede spricht er die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Arbeit im Bereich Flucht und Migration an. Den Vormittagsblock startet Nora Storz vom Sachverständigenrat für Migration und Integration. Sie stellt die Ergebnisse zur Studie „Motive und Motivation in der Flüchtlingshilfe“ vor, die auf einer Engagementbefragung aus dem Jahr 2023 basiert.
Für den Vormittags-Workshopblock hatten sich die Teilnehmenden im Vorhinein für ein Thema entschieden. Zur Auswahl stand 1. Mitgliedergewinnung mit Roderick Haas, 2. Resilienzstärkung mit Petra Doppler, 3. Regionale Vernetzungsstrategien mit Katharina Ehnert-Barthuli. In dem ersten Workshop entwickelten die Teilnehmenden neben ihrem Leitbild für ihren Verein oder Initiative eine Art Stakeholder-Map. Die Leitbildentwicklung diente in diesem Kontext zur Verinnerlichung der eigenen Ziele und Werte des Vereins, die nach außen für potenzielle Mitglieder transparent sein sollen. Durch die sogenannte Stakeholdermap sollten die Teilnehmenden die aktuellen Akteure ihrer Arbeit festhalten und darüber hinaus schauen, welche Akteure als neue Mitglieder wichtig wären. Zum Beispiel können jugendliche Mitglieder für den Verein gewonnen werden, indem der Verein eine Botschaft gezielt an diese Gruppe senden kann: „In unserem Verein knüpft ihr neue Freundschaften mit anderen Jugendlichen.“ Eine Botschaft für Senior:innen könnte lauten: „In unserem Verein führen Sie eine sinnstiftende Tätigkeit aus.“ SIEHE BILD. Diese Botschaften können an alle möglichen Gruppen gerichtet werden. Berufstätige, aber auch Menschen mit Fluchterfahrung. Wichtig ist zu wissen, welche Werbung für welche Gruppe geschaltet werden muss und auch welche Plattformen genutzt werden sollen (z.B. Zeitungen, Social-Media etc.). Im Workshop Resilienzstärkung gab es nach einer Vorstellungsrunde erstmal eine kleine Einführung zum Thema Resilienz aus wissenschaftlicher Perspektive. Besonders hilfreich waren dabei die „7 Säulen der Resilienz“, das sind 7 Ressourcen, die Menschen helfen, Krisen durchzustehen: 1. Optimismus/positive Emotionen, 2. Akzeptanz, 3. Verantwortung übernehmen/Selbstwirksamkeit, 4. Verlassen der Opferrolle/positive Selbstwahrnehmung, 5. Lösungsorientierung, 6. Netzwerkorientierung, 7. Zukunftsorientierung. Anschließend konnten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen über die für sie persönlich wichtigsten Ressourcen austauschen. Die Ergebnisse wurden danach zusammengetragen. So entstand eine nützliche Übersicht, mit der jede/r sich eigene Ziele setzen konnte, woran er/sie in Zukunft arbeiten will. Der Workshop „Regionale Vernetzungsstrategien“ behandelte auf theoretischer Ebene wie sich die Teilnehmenden aus unterschiedlichen Orten in Rheinland-Pfalz einfach vernetzen können. Strategien wurden gesammelt und verschiedene Möglichkeiten zur Vernetzung, wie zum Beispiel regelmäßige regionale Vernetzungstreffen, Social Media und Online-Vernetzungstreffen, aufgezeigt.
Nach der Mittagspause mit einem leckeren Buffett startete gegen 13:00 Uhr der Nachmittagsblock mit einem Impulsvortrag von Rechtsanwalt Jens Dieckmann zum Thema „Aktuelle Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik“. Dabei ging es unter anderem um das neu verabschiedete Rückführungsverbesserungsgesetz und Neuregelungen im Staatsangehörigkeitsgesetz und im Einbürgerungsverfahren. Hier kamen Rechtsanwalt Dieckmann und die Teilnehmenden in einen regen Austausch. Die Workshops für den Nachmittag waren 1. Ablehnung/Abschiebung – Was tun? mit Lisa Kurapkat, 2. Umgang mit Behörden mit Nina Gartenbach und 3. Schutz gegen Rechts mit dem Netzwerk Demokratie und Courage (NDC RLP). Im ersten Workshop erarbeitete Lisa Kurapkat mit den Ehrenamtlichen nach einer Kurzen Einführung in den Asylablauf Möglichkeiten, welche nach einem Ablehnungs- bzw. Abschiebungsbescheid getätigt werden können. Mit der sogenannten Panikskala erklärte Kurapkat, bei welchen Sätzen auf den Bescheiden, große Panik angesagt ist und wo noch relativ viel Spielraum zum Handeln ist.
Der zweite Workshop „Umgang mit (Ausländer-) Behörden“ behandelten die Teilnehmenden bei Referentin Nina Gartenbach zunächst ihre Zusammenarbeit mit Haupt- oder Ehrenamtlichen und tauschten sich aus, ob sie ehrenamtlich oder hauptamtlich arbeiten. Anschließend wurden Herausforderungen gesammelt, die auf beiden Seiten mit dem jeweiligen Gegenüber auftauchen. Zum Schluss wurden Lösungsansätze gesammelt und konkrete Wünsche an civi kune RLP, als Zwischenstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt, formuliert. Im Workshop „Schutz gegen rechts“ wurde zunächst besprochen, was der Begriff Diskriminierung bedeutet und welche Arten von Diskriminierung es gibt. Im Anschluss daran erläuterten die Referierenden, wie Argumentationen aufgebaut sein können und welche Argumentationsstrukturen häufig angewendet werden.
Im Anschluss an den theoretischen Teil sollten sich die Teilnehmenden in Gruppen gängige (diskriminierende) Thesen überlegen, die häufig gegenüber Geflüchteten geäußert werden. Als abschließende Übung sollten diese Thesen in Form eines Rollenspiels mithilfe der gehörten Strategien entkräftet werden.