
Antimuslimischer Rassismus bezeichnet eine Form des Rassismus, die sich gegen Muslim*innen sowie Menschen richtet, die als Muslim*innen gelesen werden. Die betroffenen Menschen werden als einheitliche Gruppe gesehen, der pauschaul negative Eigenschaften zugeschrieben werden. Mit der Abwertung der „Anderen“ geht eine Aufwertung der ebenfalls konstruierten Eigengruppe einher, die als positives Gegenbild (zivilisiert, aufgeklärt, emanzipiert etc.) entworfen wird. Die Konstruktion einer binären Ordnung (Wir vs. Muslim*innen) dient dabei gleichzeitig der Begründung von Privilegien der Dominanzgesellschaft (d.h. der nichtmuslimischen weißen Mehrheitsgesellschaft).
Welche katastrophalen Folgen antimuslimischer Rassismus haben kann, hat der Mord an Marwa El-Sherbini am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden auf grausame Art verdeutlicht. Ihr Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 16. Mal – seither markiert der 01. Juli jährlich den Tag gegen antimuslimischen Rassismus.
Mit dem „Zivilgesellschaftlichen Lagebild antimuslimischer Rassismus“ hat die CLAIM gGmbH antimuslimische Vorfälle in Deutschland im Jahr 2024 dokumentiert. Rima Hanano, die Co-Geschäftsführerin der CLAIM gGmbH, sagt in ihrem Vorwort Folgendes:
„Die Zahl antimuslimischer Übergriffe und Diskriminierungen hat mit 3080 dokumentierten Fällen 2024 einen neuen alarmierenden Höchststand erreicht. Pro Tag ereigneten sich im Durchschnitt mehr als 8 antimuslimische Vorfälle in Deutschland. Und das sind nur die Fälle, die uns erreichen. Die Dunkelziffer
liegt weitaus höher. (…) So werden Themen wie Zuwanderung, Asyl und Integration immer wieder
mit islam- und muslimfeindlichen Ressentiments verknüpft – mit gravierenden Folgen, die auch in dieser Jahresbilanz zum Ausdruck kommen. Antimuslimischer Rassismus ist tabuisiert und gleichzeitig allgegenwärtige Norm in der Schule, bei der Arbeitssuche oder auf der Straße. Mehr Menschen scheinen
sich legitimiert zu fühlen, zur Tat zu schreiten und Menschen zu diskriminieren oder zu attackieren. Die meisten Fälle, die gemeldet werden, sind verbale Angriffe, gefolgt von Diskriminierungen und Fällen verletzenden Verhaltens – dazu gehören Körperverletzungen oder Sachbeschädigungen. Besonders besorgniserregend ist eine zunehmende Enthemmung und Brutalität – insgesamt haben wir mehr schwere Delikte in Form von Körperverletzungen und Tötungsdelikten dokumentiert. Der öffentliche Raum ist für muslimische Menschen und Menschen, die so wahrgenommen werden, längst zur Gefahrenzone geworden. Viele sorgen sich um ihre Sicherheit und ihre Zukunft in diesem Land.“
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