30.11.2023: Zu Besuch bei … Kulturgießerei in Saarburg

Das Lokale Bündnis für Familie (LBF e.V.) in der Verbandsgemeinde Saarburg- Kell ist ein gemeinnütziger Verein, der sich vor allem stark macht für Familien und das Miteinander der Generationen. Der Verein betreibt das Soziokulturelle Zentrum „KulturGießerei“, was als multikulturelles Mehrgenerationenhaus dient. Es beherbergt ein Museum, das integrative Begegnungscafé Urban und eine Kinder- und Jugendkunstschule.

Die KuF Integration hat inzwischen eigene Räumlichkeiten, in denen u.a. die Beratungsgespräche stattfinden. Die Mitarbeitenden bieten Beratung in ausländerrechtlichen Fragen und allen sozialen Belangen und unterstützen beim Ausfüllen von Anträgen und bei Terminen mit Behörden. Sie führen Hausbesuche bei dezentral untergebrachten Geflüchteten durch und sind gut mit der Kommune, Schule, Volkshochschule, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und anderen Vereinen in der Region vernetzt. Neben Konzerte, Festen oder einem Zirkus, der in den Grundschulen unterwegs ist, hat der Verein auch eine eigene Fußballmannschaft, die sich in der Kreisliga gegen andere Fußballvereine unter Beweis stellt.

Das Bündnis wird zur Zeit von ca. 40 Ehrenamtlichen unterstützt, die sich z.B. in der Kleiderkammer oder als Integrationshelfer:innen engagieren. Viele der ehemals Geflüchteten engagieren sich ebenfalls, und setzen somit ein Zeichen für die Integration. Wir freuen uns auf weitere Zusammenarbeit mit der Kulturgießerei Saarburg.

Nach unserem Besuch in der Kulturgießerei waren wir schlichtweg begeistert von den umfangreichen Angeboten, die nicht nur die Vernetzung in der ganzen Region, sondern auch den Zusammenhalt der Mitmenschen stärkt. Im Fokus liegt die Umsetzung von verschiedenen Maßnahmen zur Förderung von bürgerschaftlichen Engagement, Ehrenamt und Beteiligung vor Ort. Für Saman Ghasemloo-Nedzipovski, Sozialhelferin des interkulturellen Begegnungszentrums, stehen Integration und Demokratie zusammen. Sich gemeinsam stark für ALLE zu machen. Wir haben Sie interviewt.

Warum engagierst du dich für Geflüchtete?

Als gebürtige Iranerin bin ich selbst von Flucht/Migration betroffen. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie es ist, neu nach Deutschland zu kommen und sich zurechtzufinden. Als deutsche Staatsbürgerin sehe ich es als meine Verantwortung, Menschen dabei zu unterstützen, sich besser zu integrieren. Außerdem ist es mir wichtig, die demokratischen Werte wie Frauen- und Kinderrechte zu vermitteln. Es ist schwer sich anzupassen und in die Gesellschaft aufgenommen zu werden… man braucht Zeit für Integration. Es ist wichtig auch für die Wirtschaft, dass man Menschen mitnimmt. Ich mache das gerne, dass sich auch was ändert und sich die Menschen besser integrieren und die Werte erkennen, warum bin ich nach Deutschland gekommen.

Was sind für dich zurzeit die größten Herausforderungen?

Das deutsche System. Die Politik sagt, Integration ist wichtig, aber stellt dafür kein Budget zur Verfügung. Es fehlen die Gelder, um etwas umsetzen zu wollen. 2015 hat es doch auch funktioniert. Menschen mit Migrationshintergrund werden nicht wahrgenommen und nicht ernst genommen. Außerdem wird man als Mensch mit Migrationshintergrund oft wie ein Außerirdischer angeschaut. Aussagen wie „Sie haben das aber gut übersetzt“, treffen mich als Dolmetscherin schon sehr. Ich lebe seit Jahrzehnten in Deutschland. Da muss echt noch einiges in dem System geändert werden. Die dritte Generation, unsere Kinder, fühlen sich teils immer noch fremd. Das Gefühl man gehört nicht dazu, obwohl man in Deutschland geboren wurde, ist schrecklich. Woran liegt das? An der Haarfarbe? An der Hautfarbe? Weil sie einen Nicht-Deutschen Namen haben?

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Eine bessere Integration. Wir brauchen ausreichendes Budget für die Umsetzung unserer Ideen. Für meine eigenen Kinder und alle in der 3. Generation wünsche ich mir, dass sie nicht mehr als Außenseiter gesehen werden und nicht mehr gefragt wird: „Woher kommst du?“. Ich wünsche mir eine bessere Aufnahme und einen besseren Umgang mit geflüchteten Menschen. Sie sollen das Gefühl haben, dass sie dazu gehören. Deutschland sollte sich die Frage stellen: Warum wollen junge Leute mit Migrationsgeschichte auswandern? Menschen wie wir sollen sich trauen, ihre Meinung zu sagen und zusammen Netzwerke aufbauen!


Eure Initiative möchte sich mit uns austauschen? Meldet euch gerne bei uns unter: ehrenamt@fluechtlingsrat-rlp.de

30.11.2023: Zu Besuch bei … Kulturgießerei in Saarburg